Meistens kommen sie in Scharen, selten alleine und sie sind lustige, muntere Gesellcn die viel schnattern, zanken und sich gnadenlos im Efeubewuchs meines Hauses breit gemacht haben. Diese wilden Rabauken, denen Nichts und Niemand heilig ist, stehen schon seit dem Mittelalter in Verruf eine Landplage zu sein, den Bauern Schaden zuzufügen und sich aufgrund liderlichen Lebenswandels hemmungslos zu vermehren. So daß 1745 sogar ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt wurde: “Da sie faul sind und viel fressen, so nehmen sie ihren Unterhalt aus schon ganz angefüllten Vorräthen, das heißt, sie leben von den Güthern eines anderen. Unsere Scheunen, Kornböden, Höfe, Taubenhäuser, mit einem Worte, alle Oerter, wo man Korn sammlet und ausschüttet, besuchen sie am vorzüglichsten. Und da sie eben so gefräßig als zahlreich sind, so thun sie mehr Schaden, als sie Nutzen stiften, denn ihre Federn taugen zu nichts, ihr Fleisch ist nicht wohlschmeckend, ihre Stimme beleidigt unsere Ohren, ihre Zudringlichkeit ist beschwerlich, ihr unverschämter Muthwillen ist lästig, sie sind überhaupt Geschöpfe, die man überall antrifft, und von denen man nicht weiß, was man mit ihnen machen soll und die so viel Verdruß verursachen, dass sie in gewissen Gegenden in die Acht erklärt und ein Preis auf ihr Leben ausgesetzt ist.”
Nun zugegebener Massen ist der kleine Wicht im braun-grauen Kleid eher unaufällig und sein Tschilpen auch keine Arie, aber ich würde es vermissen, zumals die Bestände des Haussperlings rückläufig sind. Monokulturen und vergewaltigte Ziergärten sind für den munteren Wicht kein Lebensraum und zuviel Ordnung schadet mehr als sie nützt. Daher überraschte es mich wenig als die ersten Spatzen in das Efeu einzogen, freudig über die Futterplätze herfielen und meine Blumenwiese plünderten.
Sehr schnell wurden aus einer handvoll Vögelchen ein ganzer Schwarm, der jeden Abend unter grossem Geschnatter und Gezänk im Efeu an der Hauswand verschwindet. Am begehrtesten sind die Plätze hinter den Fensterläden, sind sie doch trocken und warm, und die Rabauken streiten Abend für Abend um die molligen Plätze, so daß das ein oder andere Federchen auf der Fensterbank landet.